DM Ettlingen

Ettlingen ist sozusagen meine Hausstrecke, ich wohne ja quasi um die Ecke. Leider gehört die Strecke zu einem anderen Sportkreis. Trotzdem rechnete ich mir ein gutes Ergebnis aus, weil ich die Strecke nicht erst lernen muß. Zur Vorbereitung wollte ich sogar den SM-Lauf mitfahren als Gaststarter, aber Juliana war da irgendwie anderer Meinung. Aber ich war ja oft zum trainieren hier. Insofern sollte das als Vorbereitung reichen. Ich konnte alle Motoren durchtesten und am Setup arbeiten.

Und dann beginnt die DM und ich frag mich wozu das ganze gut war.
Donnerstag, freies Training und es geht mal gar nichts. Ich hab das Gefühl, die Motoren haben null Leistung, und das Auto liegt nicht gut. Mit einer 15.0irgendwas als schnellste Runde find ich mich am Ende des Feldes wieder, was mit 55 Fahrern übrigens mehr als dürftig besetzt ist.
Freitag dann keine wirkliche Besserung bis zum Mittag, immerhin hab ich mittlerweile den wohl besten meiner Motoren gefunden. Kurz nach eins erscheint dann Burkhard im Fahrerlager. Der hatte keinen Urlaubstag bekommen und mußte erst seine Tour fahren, immerhin nicht weit von der Strecke weg. Komisch, kaum ist der da, geht das besser, obwohl der am Auto nichts gemacht hat. Bis zum Ende des Tages finde ich fast eine ganze Sekunde, habe eine 14,04 als schnellste Runde. Wahrscheinlich reine Kopfsache: Jetzt ist irgendwie alles wie gewohnt, ich hab meinen Helfer in der Box, den ich wie gewohnt rumkommandieren kann 🙂

Am Samstag werden noch 2 gezeitete Trainingsdurchgänge gefahren, um die Vorlaufgruppen einzuteilen. Danach finde ich mich in der oberen Tabellenhälfte wieder, das ist doch schon mal gar nicht schlecht. Nach der Mittagspause beginnen dann die Vorläufe, und gleich den ersten bringe ich schonmal ordentlich durch, aber so ein bißchen Luft nach oben ist noch. Das war eher ein Sicherheitslauf mit der Priorität „durchkommen“. Das mach ich öfter so, nimmt für die nächsten Durchgänge so ein bißchen den Druck einen Lauf in die Wertung bringen zu müssen. Man weiß ja nie was passiert.
Dann steht Vorlauf 2 an. Während Burkhard in der Vorbereitungszone die Einheitsreifen aus der Kiste aufs Auto schraubt laufe ich noch ein paar Meter herum und merke mit einemmal, daß zwischen den Wohnmobilen Aufregung herrscht. Man ruft nach einem Krankenwagen. Dann bekomme ich mit, daß man den Hermann Dankel leblos in seinem Wohnmobil gefunden hat. Man… der Hermann… Der Rettungswagen ist relativ schnell da und die Sanis beginnen mit der Versorgung. der Notarzt kommt wenig später an. Mittlerweile hat sich rumgesprochen was passiert ist. Es läuft kein einziger Motor mehr. Dirk Wischnewski, Robert Pietsch und ein paar andere kümmern sich um Eric, der natürlich völlig aufgelöst ist. Über eine halbe Stunde lang versuchen die Sanitäter alles, aber letztendlich ist es vergeblich. Hermann Dankel wird nicht mehr aufwachen. Was für ein Drama.

Die Frage ist nun: Wie geht es weiter mit dieser DM? Im Reglement sind solche Fälle nicht vorgesehen. Bricht man die Veranstaltung komplett ab? Wenn ja, wie wertet man? Oder doch weiterfahren? Das kann sich keiner so richtig vorstellen. Die Rennleitung versucht es demokratisch und beruft eine Fahrerbesprechung ein, auf der es eine Abstimmung geben soll. Das Problem dabei ist, daß es ja auf einer DM viele Teilnehmer gibt, die zwar den Namen Dankel kennen, aber nicht so die Verbindung zu Hermann haben wie wir im Süden. Vor der Besprechung nehmen die Sportkreiskommissare ihre Leute beiseite und es wird (wie ich im nachhinein erfahre) eigentlich überall dasselbe gesagt: Wer nicht mehr fahren möchte… das ist nachvollziehbar. Aber es soll NIEMAND schräg angesehen oder sonstwie kritisch oder mißfallend behandelt werden, der trotz dieser Tragödie weiterfahren möchte. Abgesehen davon, daß Hermann einen Abbruch nicht gewollt hätte.
Wie auch immer… letztendlich wird abgestimmt und es soll dann am Sonntag mit den Finalen weitergehen. Wer den ersten Vorlauf nicht gefahren ist, bekommt eine Runde ins System „geklickt“, um für die Finale qualifiziert zu sein. Einige Fahrer sind aber immer noch unentschlossen und wollen quasi ne Nacht drüber schlafen.

Am Sonntag dann spürt man daß das Fahrerlager immer noch unter dem Eindruck dessen steht, was tags zuvor passiert ist. Die Stimmung ist ganz anders. Als die Tage zuvor. Wer da ist und fahren will, baut mehr oder weniger schweigend seinen Kram auf. Andere sind halt einfach nur da. Das ganze ändert sich eigentlich erst, also plötzlich Eric auftaucht und auch anfängt seinen Schrauberplatz einzurichten. Er will fahren, will sich ablenken, so sagt er. Wow… damit hatte ich nicht gerechnet. Aber ich finds gut. Mal unabhängig davon ob das mit dem Ablenken wirklich funktioniert.
Als sich das rumspricht, sagen die meisten der bisher unentschlossenen Fahrer: Wenn Eric fährt, dann fahr ich auch. Und es kommt ein wenig mehr Leben ins Fahrerlager.

Die Finalläufe sind natürlich aufgrund der Vorlaufrangliste, die aus nur einem Lauf besteht, recht ungewöhnlich besetzt. Gute Leute wie zB. ein Patrick Nähr, Toni Gruber, Dirk Wischnewski hatten einen schlechten oder gar keinen Vorlauf und müssen sich durch die kleinen Finale kämpfen. So kommt es daß ich mein 1/8-Finale B zB. mit Nähr und Wischnewski fahren darf, die aus dem 1/16-Finale aufgestiegen waren. Da die Finale mit 5 Aufsteigern gefahren werden, schaffe ich als 5. den Aufstieg ins 1/4-Finale, aber dort ist dann auch Endstation für mich. Aber das ist in Ordnung, Nähr, Wischi, Krägewski, Tönnessen und Bürge sind halt schneller als ich und selbst ein Hartmut Rose scheidet hier aus.
Am Ende werd ich 27. und das ist eine meiner besten Platzierungen bei einer DM. Außerdem wird Mirco mit Burkhard und mir als Pitcrew Deutscher Meister 40+. Klingt eigentlich nach einer erfolgreichen DM.
Das Finale gewinnt Wischi vor Eric und Thilo Tödtmann.
Aber wen interessiert das? Keiner feiert. Die Siegerehrung gibt es nur der Vollständigkeit halber und ohne jegliches Tamtam.

Hermann DankelDiese DM wird mir jedenfalls ausschließlich dadurch in Erinnerung bleiben, weil die RC-Car-Szene hier eines ihrer beliebtesten und großartigsten Mitglieder verloren hat. Einen Mann, der dieses Hobby und diesen Sport geliebt und gelebt hat. Ruhe in Frieden, Hermann, wir werden Dich nie vergessen!

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