Deutsche Meisterschaft 2014 in Türkheim – Die Sub-Finals am Sonntag

Nach dem ganzen Frust von gestern sind wir am frühen Morgen schon wieder gut motiviert. Und das hat auch mit dem Wetter zu tun, denn verschiedenste Wetterdienste melden Regen für den gesamten Tag, wenn auch unterschiedlich viel. Nach Platz 27 in der Quali sieht das Mirco schon fast als einzige Chance etwas zu reißen. Mir geht es nicht viel anders. Aus dem 1/16-finale aufsteigen seh ich schon als Pflicht, aus dem 1/8 aufzusteigen ist das Minimalziel. Aber dann wirds schon schwierig. Regen könnte uns da helfen, da werden die Karten völlig neu gemischt und die Leistungen aus den Vorläufen sind nichts mehr wert.
Nach dem Frühstück und dem Check-Out im Quartier sind wir aber skeptisch, denn DIE paar Tropfen die es gerade gibt reichen für garnichts.

An der Strecke angekommen sieht es noch nicht wirklich besser aus, es tropft nur ein wenig, aber das reicht immerhin schon daß man das Trockenauto im Fahrerlager stehen lassen kann. ABER: die Frage ist: Welche Reifen mach ich drauf? Meine Naß-Trocken-Reifen waren letzte Woche in Rucphen die falsche Wahl. Die haben einfach nicht funktioniert. Vielleicht auch weil die Dinger auch schon 3 Jahre alt sind. Meine Pits-Reifen wären eine Wahl, aber eigentlich ist es dafür noch zu trocken, und Kiss sind garkeine Option.

Ab 9 Uhr gibt es nach Trainingsgruppen sortiert ein Warm-Up von je 5 Minuten. Hab ich so noch nie gesehen auf einer DM, aber sehe ich als interessante Idee. Man hat vielleicht nach den Vorläufen was am Auto umgebaut und hat allgemein die Chance, für die Finals etwas zu probieren. Nur wenige nutzen die Gelegenheit für diesen letzten Test, weil die Strecke keine Erkenntnisse zuläßt.

Immerhin nimmt das Warmup eine Stunde von der Uhr, die sich der Regen Zeit nehmen kann, um stärker zu werden. Außerdem stellt es sich als Vorteil heraus, daß ich im A-Zweig der Finals fahren kann. Denn ich muß nicht gleich im ersten Rennen ran sondern kann mir ansehen was die Leute im B-Finale machen und vielleicht wird ja im Laufe dieser 15 Minuten der Regen noch etwas stärker. Leider ist ein Finaltag der DM kein Wünsch-Dir-Was. Das 1/16-B fährt und das Getropfe von oben wird nicht mehr. Wir stehen am Zaun, gucken uns das an und werden immer nervöser, weil wir keine Entscheidung finden. Dann hat Mirco ne Idee: Die Pits-Reifen sind ja eigentlich laufrichtungsgebunden, wenn man die quasi falschrum draufschraubt, verdrängt das Profil viel schlechter das Wasser auf der Strecke. Aber wenn zuwenig Wasser da ist, dann hätten die Reifen mehr Grip. Hab ich noch nie gehört, aber so wie der das erklärt macht das Sinn. Burkhard schraubt die Reifen also andersrum drauf.  Das hab ich zwar noch nie probiert, aber es muß ja nun bald mal ne Entscheidung her. Noch 5 Minuten bis zu meinem 1/16A-Finale. Und was is das jetzt… Der Regen wird ein klein wenig stärker, dadurch die Bahn um einiges nasser. Jetzt machen die falsch montierten Reifen auf einmal keinen Sinn mehr. Also wieder zurückschrauben und die Reifen richtig rum drauf. So, und das bleibt jetzt so. Und wenns in die Hose geht, dann ist es halt so.

Ich starte also in meinem 1/16A von Platz 3 und es sieht ganz gut aus: Die Reifenwahl war wohl richtig. Ist nicht schön diese Herumrutscherei, aber den andeeren geht es doch auch nicht anders. Es ist halt wichtig, den einen oder anderen Dreher weniger zu machen als die anderen. Das klappt auch. Weil wir den Motor und seinen Verbrauch im Regen nie testen konnten, machen wir auch 2 Tankstopps. Wär nicht nötig gewesen, aber die sicherere Variante.
GRRR, von wegen… beim 2. Tankstopp geht der Motor aus. Am Standgas kanns nicht liegen, das ist so hoch eingestellt wie sonst kaum ein Motor im Feld. War wohl am Abfetten, weil er auch trotz Alufolie um den Kühlkopf nicht wirklich auf Temperatur kommt. Burkhard kriegt das Ding aber wieder ans Laufen. Es reicht zum Aufstieg zusammen mit Martin Schöffel und Florian Müller. Pflichtaufgabe erfüllt. Auto, Reifen und Motor (größtenteils) haben funktioniert. Eine riesige Erleichterung.
Bei der TA kommt das Auto durch. Helfer muß ich nicht machen als Aufsteiger. Burkhard bringt das Auto aus der TA und macht erstmal ne Grundreinigung. Kurzer Check… alles wie es sein soll. Bleiben mir ein paar Minuten zum Luft holen, während schon das Achtelfinale B läuft.

Achtelfinale

Der Regen hält sich an die Vorgaben aus der Vorhersage und wird von mal zu mal stärker. Läßt zwar zwischendurch auch mal wieder nach, aber die Strecke ist mittlerweile gut naß. Das macht die Reifenwahl für das Achtelfinale einfach: Es bleibt alles wie es ist. Nur der Motor bekommt eine andere Einstellung. unten etwas magerer. Bringt ein paar Grad Temperatur und vor allem mehr Laufruhe in der Box. Noch ein Motor-Aus kann teuer werden.
Das Starterfeld ist unvollständig, nicht jeder mag bei diesen Bedingungen antreten. Naja muß jeder selbst wissen. An meinem Startplatz ändert das nichts, aber bei diesen Streckenbedingungen ist das eh nicht so wichtig. Mit im Lauf sind Dominik Schöffel, Heinz Wächs, Uwe Baldes, und Chris Grenz mit seinem sehr guten Regenauto. Und ich muß schon sagen: Es ist auch ein wenig Glück dabei, daß ich hinter dem Martin Schöffel Zweiter werde. Ich hab einen Fahrfehler drin, der mich durch einen schläfrigen Streckenposten 3 Plätze kostet von 2 zurück auf 5. Erst nach einem ähnlich „teuren“ Fehler von Heinz Wächs und einem Motor-Absteller von Chris bin in wieder auf Kurs. Dann entwickelt sich ein Dreikampf zwischen Heinz, Florian und mir, während Chris noch ein zweites Motor-Aus und auch noch ne Drive-Through kassiert, weil die Baumgartens in seiner Box über dem Balken tanken. Das 3er Paket entzerrt sich erst etwa 5 Minuten vor Schluß, weil ich diesmal nur einmal tanke nach knapp 8 Minuten, die anderen wohl zweimal. Platz 2 kann ich bis zum Schluß halten. Hinter Martin Schöffel und mir kommt Florian Müller mit ins Viertelfinale. Also ausschließlich die Aufsteiger von unten.
Ui, das war dann schonmal kribbelig. Aber jetzt hab ich mein Minimalziel erreicht und eigentlich zufrieden. Alles was jetzt noch kommt, ist reine Zugabe und insofern völlig ohne Druck. Fahren wie es irgendwie geht, und Spaß haben.

kleiner Hinweis zwischendurch:
Ich selbst bekomme ja während einem Rennen nur das mit was so 5 Meter vor und hinter meinem eigenen Auto passiert. Viele Informationen und Eindrücke, die man im Folgenden hier lesen kann, hat auch Burkhard in der Box gesammelt. Diese erkennt man in der Folge daran, daß sie schräg gedruckt sind.

Viertelfinale

Ohne Druck ist das Eine, aber nochmal aufsteigen wär ja auch ganz schick. Aber die Konkurrenz ist schon heftig: Arndt Bernhardt, Philipp Kible, Fähd Labik, Melvin Diekmann und Mirco Thalheimer. Steve Baumgarten und Björn Hartlage fahren bei mittlerweile „stabil mäßigem“ Regen nicht. Dafür stehen die Baumgartens diesmal bei Mirco in der Box – die Mugen-Jungs halten halt zusammen. Bei trockenen Verhältnissen ist so ein Feld für mich kaum zu knacken, aber es ist ja nicht trocken 🙂
Ich starte wieder von Platz 9 und guck mir erstmal in der ersten Runde in Ruhe an, wie sich die Leute vor mir übermotiviert in die Kiste fahren, nutze die Lücken die sich auftun und bin nach einer Runde schon mal Vierter.
Melvin, Mirco, Arndt, Martin und Alex sind die ersten Runden dicht beisammen, nach 3 Runden geraten Arndt und Martin aneinander und finden sich auf 5 und 6 wieder. Mirco übernimmt die Führung, Alex 2, Melvin 3.
Nach ein paar Runden kann ich sogar Mirco überholen, dessen Auto merkwürdig unruhig aussieht. Jetzt hab ich ein paar Runden freie Fahrt, kein Gegner in Sichtweite. Umso dämlicher, daß ich auf der Gerade einen Fehler mach und außen in die Wand fahre. Und dann dauert es ewig bis der Streckenposten in Bewegung gerät und mein Auto wieder auf die Bahn stellt. Ich bin am ausflippen. Das kostet offenbar ne Menge Plätze. Und ich brauche wieder ein paar Runden, um runterzukommen und die Verfolgung aufzunehmen.
Der Fehler kostet die Führung, Alex ist nur noch Vierter, erst übernimmt Mirco wieder P1, aber Arndt ist wieder da, kassiert Mirco und gibt die Führung nicht mehr ab. Alex kommt dann wieder an Melvin vorbei und ist Dritter hinter Mirco. Durch den planmäßigen Stop verlieren wir keine Position. Martin geht an Melvin vorbei und übernimmt P4.
Nach und nach kann ich wieder auf Mirco aufschließen, die Fahrfehler halten sich in Grenzen, die Streckenposten sind mittlerweile wach, Fredy hat sie per Durchsage ermahnt. Mirco ist aber echt langsam heute, da stimmt was nicht am Auto. Aber vorbeikommen ist schwer, Mirco kämpft und das nicht nur mit seinem Mugen. Ich komm nicht vorbei.
Neben mir in der Box steht der Arno Püpke und ruft schon nach oben, die beiden sollen keinen Blödsinn machen. Der rundenlange Kampf riecht mächtig nach Crash, und mehrmals ist es nah dran. Der andere Haken: Die beiden verlieren viel Zeit, Martin kommt wieder ran.
Irgendwann passiert dann leider was passieren muß. Ausgang Omega, ich geb normal Gas, aber vor mir kommt Mirco nicht aus dem Quark, ich kann nicht mehr reagieren und fahr ihm ins Heck. Der Mugen dreht sich weg, bleibt aber auf der Bahn.
Alex kommt weg und Mirco kann weiterfahren. Mittlerweile ist Martin dran und versucht am Mirco vorbeizukommen. Hinterher erzählt er mir er hätte aus der Box die Info bekommen, daß Mirco ne Runde zurück und das eine Überrundung ist. Dementsprechend kompromißlos geht er zur Sache, und an der gleichen Stelle wie wenige Runden davor kriegt Mirco zum zweiten Mal eins aufs Heck. Dreht sich, kann aber weiterfahren. Aber Alex und Martin holt er nicht mehr.
Durch die gut verständlichen Durchsagen weiß ich daß ich auf 2 bin. Dann seh ich Martin Schöffel rankommen. Ich lasse mich aber auf kein Geplänkel mehr ein, der Schöffel is aber auch gut unterwegs. Soll er Platz 2 haben. Ich versuch lieber Platz 3 konzentriert ins Ziel zu bringen. Und von hinten kommt bis zum Schluß keine Gefahr mehr. P3!!!!!! HALBFINALE!!!
Ich bin komplett fertig. Der dritte Aufstieg. Das hatte ich nich nie bei einer DM. Und Halbfinale schon gar nicht. Aber erstmal muß ich zu Mirco. Klar, der ist sauer, aber es dauert nicht lange und er sieht auch ein, daß er zu langsam war. Er hatte nach dem SM-Lauf in Wächtersbach, wo er im Regen gegen Chris verloren hatte, am Regenauto die Federn und Dämpfer geändert und dieses Setup aber dann nicht mehr probiert. Dieser Umbau ging offenbar komplett nach hinten los. Aber er schluckt den Ärger runter und sagt zu mir: „Und jetzt bringen wir Dich ins Finale!“ Wie bitte? Ey draußen warten Melanie und die Kids, wir wollen nach Kroatien in den Urlaub!! Naja immerhin wurde das Halbfinale auf 20min gekürzt, aber der Zeitplan bleibt unverändert. Erstmal ist sowieso Mittagspause. Zeit zum regenerieren.
Burkhard hat das Auto aus der TA geholt und schon wieder saubergemacht, und Mirco macht diesmal den Check, on etwas getan werden muß. Sieht aber nicht so aus. Ist auch bemerkenswert. 3 Finale gefahren, keine Schäden am Auto, alles funktioniert, der Motor mittlerweile auch ohne jede Macken in der Box beim Tanken.Schnell die Akkus ans Ladegerät….

Halbfinale

In der Mittagspause nimmt der Regen langsam ab, und als dann das Halbfinale B läuft hört er irgendwann ganz auf. Das kann doch jetzt nicht alles gewesen sein. Ob meine Glückssträhne zu Ende geht? Ich hatte mir überlegt, daß ich das Halbfinale mit den Kiss-Reifen fahren will, weil ich mit denen bei genügend Wasser bestimmt besser eine Linie suchen und auch halten kann. Dafür braucht es aber nassen Nachschub von oben. Der kommt aber nicht, und das B-Halbfinale ist zu Ende. Geht das Reifenlotto von vorne los… Ich beginne die Vorbereitungszeit mit den Kiss-Reifen, aber das funktioniert GARnicht, da fehlt mittlerweile wirklich schon das Wasser auf der Strecke. Rein in die Box, Burkhard und Mirco haben die Pits schon bereit liegen und wechseln. Schnell wieder raus… grummel… so toll wie vorher ist das auf einmal auch nicht mehr. Aber wir haben nichts am Auto gemacht. Kopfsache?
Aber jetzt kommt Hilfe. Zum einen in Form einer Auszeit, die irgendjemand nimmt. Das gibt uns nochmal 10 Minuten. Und zum anderen kommt Hilfe von oben: Der Regen kommt zurück, und das so reichlich daß es JETZT für die Kiss locker reicht, und die beiden unten haben jetzt durch die Auszeit keinen Streß wieder zurückzuwechseln. Nach der Auszeit gehts sofort zum Start. Man soll ja manchmal auch auf seine Boxenleute hören… und Burkhard hatte vorhin mal gesagt: Mach einfach dasselbe wie vorhin, nur 5 Minuten länger. Dafür muß ich auch nur Fünfter werden.
Das Rennen selbst ist dann recht unspektakulär, zu Beginn halt ich mich aus allem raus und das Auto auf der Bahn, die allerdings immer schmaler wird, weil sich an den Seiten immer größere Pfützen bilden, die zum Teil ganz schön tief sind und wo die Autos gern mal hängenbleiben und dann absaufen. Von der Box kommen auch recht wenige Ansagen, das läuft anscheinend ganz ordentlich. Nur beim zweiten Tankstopp wirds mal problematisch, weil der Motor wieder spackt.
… ja und weil Alex mit Gas geben versucht den Motor an laufen zu halten, verreißt es mir das Auto und ich tanke zum Teil daneben, geht aber gerade nochmal gut. Ich nehm mir auch die Zeit bis ich weiß daß der Tank voll ist. Blos nicht irgendwo in der hintersten Ecke des Kurses leer gehen. Der Stopp kostet noch nicht mal einen Platz, „nur“ ein paar Sekunden.
Nur gegen Ende wird es nochmal eng, weil ich mitkriege wie der Salven nochmal heiß gemacht wird. Der ist auf Platz 6 hinter mir und hat laut meiner Box eine knappe Runde Rückstand. Ich krieg so ein wenig das Flattern und schon mach ich nochmal auf der Geraden nen Blödsinn und leg den Xray ins Gras. Der Streckenposten ist echt der geilste… stellt der das Auto tatsächlich mitten in eine Pfütze!!!! 2 Runden vor Schluß! Echt genial! Aber zum Glück komm ich raus und das Auto fährt immer noch und in den letzten beiden Runden kann ich 2,9 Sekunden vor Michael Salven ins Ziel retten. Aus der Box brüllen se FINALE!!!! und um das zu kapieren brauch ich ein paar Sekunden. Als ich dann vom Fahrerstand runter will, geht da unten aus der Vorbereitungszone ein Jubel los! Dort stehen so um die 10 Leute aus dem Sportkreis Süd… die meinen doch wirklich mich! Das ist doch alles gar nicht wahr… ich bin grad eben bei der DM ins Finale gefahren!
Burkhard holt wieder das Auto aus der TA, natürlich wieder keine Beanstandungen. Nachdem das Innenleben wieder sauber ist, nimmt sich Mirco den Xray vor. Burkhard macht vorher die Reifen runter und bringt sie in Sicherheit, bevor irgendein Idiot auf die Idee kommt, da etwas draufzusprühen. Hat man alles schon erlebt, und der Dragani ist schon den ganzen Tag mit seinem Reifenschnüffler unterwegs, seit wegen dem Wetter die Reifenwahl freigegeben worden war. Mirco schnappt sich die WD40-Flasche und verteilt das Zeug an allen relevanten Stellen des Autos. Der mittlerweile 4 Jahre alte Xray NT1 kriegt nochmal einen Rundum-Service. EIN Rennen muß er heute noch!!

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