DM Munster – Sonntag

Der Vorteil eines Hotelzimmers liegt darin, daß man sich um nix kümmern muß. Wenn man von der Rennstrecke „heim“ kommt, ist das Bett frisch gemacht, unten in der Kneipe steht binnen Minuten das gewünschte Essen auf dem Tisch, und solange man den ganzen Spaß auch bezahlen kann, muß man sich auch nicht um den Abwasch kümmern und die ganze Hütte aufräumen. Bei unserer Ferienwohnung war das natürlich etwas anders. Sonntag früh, Abreisetag, die Ansage lautet: Klar Schiff machen. Gut, mit 6 Mann kein großes Problem, jeder packt mit an, dann geht das recht zügig, obwohl sowohl Chris als auch Günni am Abend davor noch fleißig an den Autos geschraubt haben.
Wir haben die Wohnung jedenfalls wieder so verlassen wie wir sie vorgefunden haben. Naja, eine Tasse hat keinen Henkel mehr, aber bei nem 6-Kerle-Haushalt is man eigentlich schlimmeres gewöhnt, und außerdem sind wir RC-Car-Fahrer und keine Heavy Metal Band.
Ich hab dem Vermieter gesagt, er soll sich schon mal n Kalender für 2017 besorgen, falls in 5 Jahren die DM wieder im Norden und wieder in Munster stattfindet, wir blocken schonmal den Zeitraum Ende August Anfang September.

Trotz allem waren wir dann pünktlich an der Strecke. Wetter… naja, das wird wohl trocken bleiben. Am Auto brauchte ich nichts groß machen, im Gegenteil, der letzte Vorlauf gestern war ja der beste, also alles schön so lassen wie es ist. Chris dagegen hat seinen Kyosho in einer Nacht- und Wohnzimmeraktion komplett um- und auf Anfang zurückgebaut. Das war wohl das beste, was er machen konnte. Das Auto war die letzten Tage von Lauf zu Lauf immer schlechter geworden. Die Folge davon war, daß er heute als erster von uns mit seinem Finale dran war.

Der Veranstalter hatte im Gegensatz zum letzten Jahr in Kirchhain festgelegt, daß nur die besten 3 Fahrer eines Finales aufsteigen. In Kirchhain waren es noch die besten 5. Der Vorteil dieser Lösung ist der, daß man weniger Rennen im Zeitplan hat, denn man fängt ja beim 1/32-Finale an (Kirchhain 1/128). Wobei man in Kirchhain kein Problem mit dem Zeitplan hatte. Der Nachteil ist natürlich, daß es schwerer ist, aufzusteigen. Man muß halt Dritter werden, Fünfter reicht nicht. Durch mehr Vorqualifizierte bin ich außerdem im 1/16-Finale gelandet, da wo ich letztes Jahr nach 2 Aufstiegen ausgeschieden bin. Aber dieses Jahr läuft ja bisher besser als alle davor. Also schau mer mal, was noch geht.

Es war vor meinem Finale noch lange nicht so warm wie gestern, als ich im 5. Vorlauf meine besten Runden gefahren bin. Bisher haben wir das immer so gemacht, daß wir morgens mit den Reifen eine Stufe weicher gegangen sind, weil es noch kühler war und noch nicht so viel Grip auf der Strecke ist. Also probier ich das auch in meinem Finale und laß den Satz 36/38 auf dem Tisch. Und im Nachhinein muß ich zugeben, daß dies wohl der entscheidende Fehler war. Von vier gestartet sah es nach ein paar Runden gar nicht so schlecht aus, ich bin auch nicht zu passiv gefahren wie zum Beispiel in Hockenheim. Aber es reicht nicht. Mitte des Rennens lieg ich nur auf Platz 8, und mehr pushen konnt ich auch nicht mehr. Und dann fällt der Xray in der Spitzkehre nach der Tribüne auch noch um. Zuviel Grip. Reifen wohl doch zu weich. Mist. Ich versuch trotzdem, dranzubleiben, vielleicht passiert ja noch was, aber es passiert nicht genug. Ich komm auf Platz 7, nachdem die technische Abnahme noch den Willy Lehmann wegen zu großer Ins-Box disqualifiziert werd ich als 6. gewertet. Was für ne Pleite. Ok, es ist müßig, darüber zu spekulieren, was mit den 36/38 Reifen wirklich gegangen wäre. aber die 32/36 waren definitiv falsch. Zumindest paßten die nicht zu meinem Fahrstil auf dieser Strecke. An der Stelle mal ein Dankeschön an den Uwe Kröber, zum einen für seine Beobachtungen meine Fahrweise betreffend, zum anderen fürs Motor nachstellen. Am Novarossi-Triebwerk hats nicht gelegen. Verzockt, aus die Maus. Und am Ende Platz 52, schlechter als letztes Jahr, und das ist die eigentliche Enttäuschung.

Zu dem Zeitpunkt hatte Chris schon sein 1/32-Finale gefahren, und das war auch kurios, denn der wollte nach einer Kollision mit Motor-aus schon vom Fahrerstand runter und aufhören. Mehrere Leute haben den angebrüllt, daß er weiterfahren soll, denn er lag immer noch gut im Rennen. Johann. der für ihn in der Box war, hat das Auto schnell zurückbekommen und neu gestartet. Letztendlich ist Chris dann Dritter geworden, aber was wär das für ne Katastrophe gewesen, wenn der eigentlich klar auf Kurs Aufstieg liegt und dann einfach aufhört, obwohl das Auto immer noch funktioniert.
Jedenfalls darf er jetzt sein 1/16-Finale A fahren. Ich steh beim dem Rennen als Helferposten rum und hab somit beste Sicht auf die lange Gerade, auf der nach knapp 2 Minuten irgendein Auto nach einem Fahrfehler zum stehen kommt, aber dort definitiv nicht hingehört. In dem Moment biegt Chris mit seinem Kyosho auf die Gerade ein und hat keine Chance zu reagieren. Es gibt einen fürchterlichen Einschlag, Teile fliegen. Sofort ist klar: Das Ding ist Mus, da is Feierabend. Schade, denn man hat gesehen, daß das Zurückbauen die richtige Idee war. Das Auto war deutlich besser. Durch den Crash nach 7 Runden wird Chris aber trotzdem nur 58.

Kleine Randbemerkung zwischendurch: Wir saßen ja quasi zwischen den Tischen von Dirk Wischnewski und Eric Dankel, den beiden, die mit ihren Rundenzeiten diese Veranstaltung bisher dominiert haben. Und irgendwann ist mir mal aufgefallen, wie unterschiedlich die Vorbereitungen der beiden auf ihr Halbfinale sind. Während bei Dirk das Auto wie aus dem Ei gepellt fertig auf dem Tisch steht und Wischi nur noch hier und da mal ein Schräubchen bewegt, liegt der Capricorn von Eric noch in tausend Einzelteile zerlegt da, und Eric hat nicht etwa hektisch zu tun, das Auto zusammenzubekommen. Nein, der guck mal hier, prüft mal da, säubert dort, und hat dabei eine Ruhe weg, als ob sein Lauf erst morgen stattfindet.

Mirco hatte sich für die DM neue Karossen gemacht, und zu meiner Freude nicht in weiß. Das Braun ist ne neue Farbe auf dem Markt, und die sieht richtig gut aus. Schade, daß sie nicht hält, die Karosse ist vor dem 1/8-Finale schon an mehreren Stellen durchsichtig. Weil Mirco auch meint, daß dieses Braun zu dunkel und schlecht zu sehen ist, hat er dann auch irgendwann beschlossen, daß es in Zukunft wieder andere Farben geben wird. Am Stand von Serpent hat er sich auch gleich 3 Dosen der neuen Farben von Xceed gekauft. Neongrün, Neonrot (oder war das Pink?) und Neongelb. Ich hab so ein bißchen Angst, was dabei rauskommen soll 🙂
Aber erstmal muß er 1/8-Finale fahren. Und was sich in Türkheim angedeutet hat, setzt sich hier fort: Wenn der LRP-Motor mal läuft und nicht zB am Start ausgeht oder nach 2 Kurven, dann ist Mirco schnell mal vorn dabei und muß nicht hinterherhecheln. Nach etwa 2 Runden ist er vorn, und kann bis zum Schluß einen souveränen Vorsprung verwalten. Das war ja richtig easy. Aber im 1/4-Finale wirds schon anders aussehen. Von Startplatz 7 soll es losgehen.
Da gibt es aber gleich nach dem Start ne Massenkeilerei vor der Zeitschleife, 5 oder 6 Autos murmeln da durcheinander, aber Mirco kommt einigermaßen durch, allerdings nicht ganz schadlos. Irgendwie sieht der Mugen nicht mehr ganz fit aus. Mirco muß kämpfen und liegt auf 4, um den Aufstiegsplatz gehts gegen den Arndt Bernhardt, das ist schnell klar. Und nach dem ersten Tankstop zeigt sich: Der hat einen kleinen Vorteil, weil er erst nach 5 Minuten in der Box erscheint und somit einmal weniger tankt als Mirco. Der muß also einen Tankstop rausfahren, und das mit der angeschlagenen Kiste. Nachdem er den letzten Tankstop weg hat, kommt er etwa eine Sekunde hinter dem Arndt auf die Strecke zurück. In der Box liefern sich die Crews von Arndt und Mirco ein Anfeuerungsduell, uns machts irgendwie allen Spaß, daß es bis zum Ende spannend bleibt. Mirco gibt alles, aber volles Risiko heißt auch es passiert schnell mal n Fehler, und nach 2 Drehern etwa 1 Minute vor Schluß ist dann klar: da ändert sich nichts mehr, Mirco kommt weder näher ran geschweige denn vorbei und damit bleibt es bei Platz 4 und Endstation im 1/4-Finale. Mit einer 5-Minuten-Strategie hätte es klappen können, aber hinterher ist man immer schlauer, siehe meine Reifenwahl. Wieder am Schrauberplatz erzählt Mirco dann, daß das Auto nach dem Startcrash krumm war. Auf der Geraden habe er leicht nach rechts lenken müssen, damit der Mugen geradeaus fährt. Am Ende wird er auf Platz 21 gewertet.

Im selben Rennen war auch Thomas Günsel gestartet, aber dem erging es noch schlechter. Günni ist ja als akribischer und sorgfältiger Schrauber bekannt, der immer mit top vorbereitetem Material an den Start geht. Deswegen ist es schon fast unerklärlich, daß ausgerechnet bei ihm kurz nach dem Start der hintere Riemen wegfliegt. Johann gibt in der Box alles, wechselt den Riemen in knapp über 2 Minuten, aber das ist natürlich in einem 15-Minuten-Rennen nicht aufzuholen. Platz 32 ist für das, was Thomas drauf hat und für das, was der neue KM drauf hat, absolut unverdient.

Damit ist unsere gesamte WG spätestens im Viertelfinale ausgeschieden und keiner ist so richtig zufrieden mit dem Ergebnis. Chris nicht, weil ohne den Crash noch ein weiterer Aufstieg vielleicht machbar gewesen wäre. Ich nicht wegen der Reifenwahl, Thomas schon mal gar nicht mit diesem blöden Riemenriß. Am ehesten noch Mirco, der konnte noch kämpfen und hatte Chancen und es war knapp, mehr war halt nicht drin. Trotzdem sind wir uns ziemlich einig: alles in allem war das ne schöne DM auf ner vom Setup her kniffligen Strecke. Die Rennleitung war korrekt, das Umfeld top in Ordnung… und das Gedonner der Panzerhaubitzen im Wald nebenan macht die Veranstaltung irgendwie einzigartig. Irre, was die an diesem Wochenende an Munition verballert haben. Stellenweise haben wir die Druckwellen von den Abschüssen im Fahrerlager gespürt.

Deutscher Meister wird übrigens Eric Dankel vor Dirk Wischnewski und Dominik Greiner. Also die 2 Top-Favoriten vorneweg. Gerade bei den beiden war eigentlich nur die Frage, ob sie durchkommen. Wenn ja, sind sind sie nicht zu halten, wobei Dirk nach dem Motorenpech aus dem Vorlauf mit einem neuen Triebwerk fürs Finale einfach nicht mehr schnell genug war, um Eric auf Dauer folgen zu können. Und Dominik war die ganze Saison schon schnell, aber hat kaum ein Finale durchbekommen. Immerhin, Pro10-Meister ist er vor ein paar Wochen erst geworden, auf seiner Hausbahn in Türkheim. Jetzt im Finale macht er über 40 Minuten Renndistanz keine Fehler und hat mit Marco Muscara einen Top-Tanker in der Box, der nicht nur schnell ist, sondern den Kyosho auch volltankt. Von meiner Seite herzlichen Glückwunsch ans gesamte Podest. Das Gesamtegebnis gibt es HIER.

Das Zitat der Woche kommt meiner Meinung nach aber von wetter.com:
„Leichter Regen, Niederschlag in flüssiger Form in einem Gebiet >10km² und länger als 45 Minuten (auch mit Unterbrechungen), Tröpfchengröße 0,6 bis 3 mm, Regenmengen bis 0,5 Liter/Stunde“
Das heißt, die können mir auf den ZEHNTEL Millimeter genau die Größe der Regentropfen ausrechnen, die es am nächsten Tag dann NICHT regnen wird, oder wie muß ich diese Vorhersage deuten??????? Jedenfalls hab ich eine Wettervorhersage selten mit einer solchen Präzision derart daneben liegen sehen *grins*

Das ist wahrscheinlich einer der letzten Blogs von mir in dieser Saison. Ich weiß bis jetzt noch nicht, ob ich die Saison noch bei einem Pokalrennen ausklingen lasse. Deshalb möcht ich mich an dieser Stelle mal bei allen bedanken, die sich die Zeit nehmen, diesen Blog zu lesen. Offenbar macht es Spaß und ist interessant. Besonderer Dank geht an diejenigen, die dafür sorgen, daß dieser Blog noch bekannter wird 😉

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